GRUSELECK
Nachruf auf Michael Pfeifer, den Gründer dieser Website und Motorradpassionat,
verfasst von seinem Freund und Wegbegleiter Gotthard Schröder

Es ist nun fast ein Jahr als unserem Freund, Michael, ein furchtbarer Unfall widerfuhr. Er war mit
seinem Fahrrad nach getaner Arbeit nach Hause unterwegs. An einer schwierigen Stelle wurde
er von einem rechts abbiegenden LKW erfasst, ca. 80 m mit geschliffen und dabei tödlich
verletzt. Der LKW-Fahrer hatte unseren Freund, wahrscheinlich im toten Winkel seines rechten
Spiegels, übersehen. So, in etwa, wird es später ganz nüchtern heißen.
Wie Alle, welche Michael kannten, war auch ich von der Nachricht tief schockiert. Meine
Gedanken waren bei seiner Frau und seinen Kindern. Dann kehrte wieder diese trügerische Ruhe
ein, wie immer bei solch tragischen Ereignissen, wo man keinen klaren Gedanken zusammen
bekommt und der Brustkorb droht zu platzen. Als mein Gehirn wieder zu funktionieren anfing,
stand sofort die Frage an, wie konnte ich der Familie helfen? Erste zurückhaltende Telefonate
wurden geführt. Es war für mich eine Selbstverständlichkeit, dass ich so viel, wie nur irgend
möglich, seiner Bikerfreunde informiere. In Ermangelung von den einzelnen Verbindungsdaten
quer durch Europa und zur besten Urlaubszeit war das keine einfache Aufgabe. Aber seine große
Tochter war mir dabei eine verlässliche Hilfe. Später entwickelte sich dann ein gewisser
Selbstlauf. Man kann sich halt auf die Jungs und Mädels verlassen.
Der Termin der Beerdigung stand auch bald fest. Für mich war es selbstverständlich, dass ich
meinem Freund, durch meine Anwesenheit, die letzte Ehre erweise. Genauso haben sich viele von
uns entschieden. Auf dem Friedhof von Moers erschienen zahlreiche Trauernde.
Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn, Kollegen und wir. Uns erkannte man an den Basecaps
und T-Shirts welche Bilder und Embleme aus der Motorradszene zeigten. Weiter waren rote
Fahnen mit den "Threelegs", dem Symbol der geliebten Insel, zu sehen. Die Kapelle war bis auf
den letzten Platz besetzt und außerhalb standen noch viele, viele Trauernde.
Bei der exzellent vorgetragenen Trauerrede haben auch wir Phasen seines Lebens erfahren,
wovon wir bis dahin nichts wussten. Sie machten ihn uns gegenüber nur noch sympathischer. In
den Pausen des innehaltenden Schweigens wurde seine Musik intoniert. "Ellan Vannin" die
heimliche Hymne des Eilandes von Robin Gipp, "Old Boys" und  "Loch Lomond" von einer
Gruppe  welche sich "Runrig" nennt und zu dem dortigen Kulturkreis rund um Schottland gehört.
Diese Musik liebte er, wie viele von uns auch und trieb es uns dabei am Ort seiner letzten
Ruhestätte unwillkürlich das Wasser in die Augen. Wenn man jetzt noch die Menschen sucht zu
denen diese Musik passt, kommt man genau zu der Region und den Menschen, welche Michael
so sehr am Herzen hingen. Immer wenn es irgend möglich war, hat er dies öffentlich bekundet.
Seine Verehrung galt den MANX mit ihrer Freundlichkeit, Offenheit, Hilfsbereitschaft und dem
Selbstverständnis wie sie die Belastungen der einzelnen Veranstaltungen klaglos hinnahmen. 
Anders ist es auch nicht zu erklären, dass er 19 Mal in Folge zur Tourist Trophy  mit dem
Motorrad und außerhalb dieses Events wohl noch 2 Mal mit Familie und Wohnmobil die Isle of
Man besuchte.
Ein großer Dank gebührt unserem Freund für die Organisation unserer Reisen auf die Insel. Alles
lag in seiner Hand! Selbst wenn wir dieses Jahr dorthin unterwegs sein werden wissen wir, dass
Michael das "Steam-Packet" 2015 für uns noch reserviert hat. Weiterhin denken wir an seine
Seite im Internet. Die "gruseleck.de-site" war immer aktuell und sehr unterhaltsam gestaltet.
Viele Posts im Gästebuch sind der beste Beweis. Wie dort niedergeschrieben steht, war unser
Start immer am Sonntag 12:00 h in DU-Beeckerwerth quasi vor seiner Haustür. Als wir ca. 28 h
später am Gruseleck eintrafen herrschte dort reges Treiben, oft unterbrochen von Besuchen
befreundeter Insulanern. Wenn dann endlich alle Campinggebäude standen ist ein Feuer entfacht
worden das dann alle 11 oder 12 Tage meistens ununterbrochen brannte. Es war der Ort wo
wahre Motorraderlebnisse erzählt wurden. So genannte "Benzingeschichten"..
Auch Michael gab Einiges zum Besten. Kleine Episoden aus einem wahren Bikerleben, welche
nicht jeder so erlebt hat. Allein weil andere nicht so den Bezug zum Bike hatten wie er. Bei
Geschichten und Erlebnissen am Feuer mit einer Büchse "Carling" oder eine Tasse "Bachus-
Wasser" verging die Zeit wie im Flug. Nacheinander verdrückten sich müde Feuerhocker in ihre
Schlafsäcke. Es vergingen sehr wenige solcher Abende bei denen Michael nicht den Vorletzten
dort kannte. Auf die Frage, warum er nicht auch eher schlafen gegangen sei, kam die
schmunzelnd vorgetragene Antwort:
          " Watt muss, datt muss!"
Gegen Ende  der 70er Jahre überredete er seine Frau mit ihm eine größere Motorradtour zu
mache. Die Route war geplant, Quartiere bestellt, die Yamaha gepackt und los ging es. Der
südlichste Wende- und Zielort war Nizza. Kaum waren sie auf der Autobahn, fing es an zu
regnen und es regnete und regnete. Auch einen Tag "standby" half nichts. Der Himmel weinte bis
Nizza. Auch hier kam die Frage, warum er keinen Zwischenstop oder gar Abbruch gemacht
hätte? Und wieder kam:
          " Watt muss, datt muss!"
Sternfahrt mit dem Motorrad heißen so, weil ein Zielort von allen Himmelsrichtungen angefahren
werden kann und unterwegs kann es einige Kontroll- und Stempelpunkte geben. Es war 1978 und
im Hause Pfeifer stand eine 3zylinder XS Dreviertellitermaschine aus dem Hause mit den drei
gekreuzten Stimmgabeln. Laxey, den Namen hatte er damals noch nicht, startete mit einem
Freund nach Prien am Chiemsee. Unterwegs liefen sie wohl drei oder vier Kontrollpunkte an.
Letztendlich am Ort dieses Bikertreffens wurden sie für die weite Anreise und die erhaltenen
Stempel mit einem Pokal geehrt. Aber damit nicht genug! Es ging noch mit seinem Sozius zurück
nach DU-Beeckerwerth. Am Ende dieser Fahrt hatte die Yamaha 1400 km mehr auf ihrer "Uhr",
das zu zweit und die ganze Strecke über der Nutzlastungsgrenze. Die Frage nach dem
Wohlbefinden seines "Sitzmuskels" wurde beantwortet mit:
          "Watt muss, datt muss!"
Es war 2001, in Zentraleuropa wütete die Maul- und Klauen-Seuche. Um den heimischen
Tierbestand zu schützen sind zur TT alle Rennen abgesagt worden. Seltsamerweise gab es für
das ganze Rahmenprogramm keinerlei Beschränkungen. Was war richtig? Die Tickets waren
gebucht und bezahlt. Das Gruseleck entschied sich für die Insel und als Beitrag für die
Anerkennung der trotzdem geleisteten Arbeit für die TT. Auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt
keine Rennen gesehen haben half dieses Jahr die ganze Insel einwenig besser kennen zu lernen.
Und außerdem:
          "Watt muss, datt muss!"
Es ist ein schöner Sonntagmorgen im Frühsommer. Die Familie Pfeifer sitzt, etwas später als in
der Woche beim Frühstück, aber ohne Vati Michael. Es dauert aber keine Viertelstunde, hört
man draußen einen  jetzt Vierzylinder, runterschalten um anzuhalten. Natürlich war es der
Hausherr. Er war mal schnell am Nürburgring, hätte einmal die Schleife gefahren um dann zu
Hause mit der Familie zu frühstücken. Wie aus einer Kehle kam die vierstimmige Frage, ob er
nicht wenigstens am Sonntag länger schlafen könne? Wie war wohl Michaels Antwort:
          "Watt muss, datt muss!"
Jeder, der mich kennt weiß, dass mein Konfirmation schon etwas länger her ist. Es ist Freitag in
der Mitte des Augustes 2011. Eine Einliter-Fazer mit der Ortskennung DU hält vor meinem Haus.
Obwohl mein Freund sein Kommen zugesagt hat war meine Freude unbeschreiblich und
riesengroß. Eine Tasse "Wernesgrüner" war sofort zur Hand um die Top-News auszutauschen.
Etwas Ruhe für den Reisenden, ne schöne lange Dusche zum frisch machen und ab ging’s ins
Bergwerk. Genau dort fand meine Feierlichkeit zum 60sten statt. Geschmückt habe ich mich an
diesem Tag mit meinen größten Schätzen. Meine Geschwister, Nichten, Neffen, treue Freunde,
und meine Motorradkameraden. Was war das für ein Schlemmen und Durst musste auch keiner
leiden. Nebenher kam die Bildung, durch die fachlich begleiteten Führungen, auch nicht zu kurz.
Nach einigen Burnouts vor dem Stollenmundloch und einem kleinen Feuerwerk, konnten wir
resümieren: Es war ein angemessenes, gelungenes und friedvolles Fest. Am Folgetag, die
"Kirchberger Linksfahrer" hatten ihr jährliches Bikertreffen, habe ich meinen Freund dort
abgeliefert, dass er an der Ausfahrt durch meine erzgebirgische Heimat teilnehmen konnte. Er
war begeistert als wir uns am Folgetag verabschiedeten und ich mich bei Michael Pfeifer für
Alles bedankte, das Visier war noch offen, sah ich wieder sein Grinsen aber ich verstand noch:
          "Watt muss, datt muss!"
Und noch eine, wohl die letzte bemerkenswerte Fahrt 2013 zum Saisonende. Das Teerband
seiner Routenplanung führte ihn über die schwäbische Alp, in den Schwarzwald bis nach Freiburg
und einen Tag später zu den Eidgenossen nach Helvetien. Asterix, Obelix und Co. sind nicht nur
beliebte Comicfiguren es sind auch kreuzbrave Gesellen des MC Miraculix. Sie haben ein
wunderbar logisches System das Jahr einzuteilen. Die erste Hälfte ist die wo
Motorradfreundliches Wetter herrscht. Da trifft man keinen zu Hause an. Diese Gallier sind dann
in ganz Europa anzutreffen. Sogar oben im Norden auf einer Insel in Britannien. Wenn sich die
Natur bunt färbte kehrten die Gallier wieder heim. Die erlebten Abenteuer, die errungenen
Trophäen sowie andere Orden und Ehrenzeichen wurden dann die nächsten Monate im Jahr in
einem speziell dafür eingenommenen Kultusdom präsentiert. Anlässlich der Eröffnung dieser
Immobilie wird reichlich Met und Hopfenkaltschale gebraut und ein rechtschaffen großer Kessel
Suppe mit Spatz zubereitet. Ausgerechnet zu diesem Termin schlug Michael dort ein. Diese
lautstarken Begrüßungsovationen wollten kein Ende nehmen. So eine Freundschaft -
beeindruckend. Ob unser Laxey auch hier den vorletzten kennt, ist der Nachwelt nicht
dokumentiert worden. Eine Nacht reichte wohl nicht die Fahrtauglichkeit wieder herzustellen.
Später ging es aber schnurstracks und nonstop wieder Richtung Ruhrpott. Dort angekommen
erwartete ihn seine kopf schüttelnde Frau sehnlichst. So richtig konnte sie diesen Ritt nicht
verstehen. Denn:
          "Watt muss, datt muss!"
So, liebe Freunde das war mein Freund Michael. Ich hoffe, dass ich dem Anlass entsprechend die
richtige Form getroffen  habe. Falls ihr irgendetwas anstößig findet, lasst es mich wissen!
Trotzdem bedanke ich mich noch einmal für die vielen schönen Stunden, Erlebnisse und Trips mit
ihm und dass ich ihn als meinen Freund bezeichnen konnte.
R.I.P. Michael Pfeifer